Frage:    Meditation und Kabbala

Hallo, Herr Staaden,
mir ist folgendes Zitat des Autors Rabbi Arjeh Kaplan untergekomen,
dem Verfasser des Buches "Meditation und Kabbala":
"Meditation ist ein Mittel zu Erlangung spiritueller Freiheit.
Die verschiedenen Methoden werden benutzt, um die Verbindung zum Physischen zu lösen,
und sie erlauben es dem Individuum, in den transzendentalen, spirituellen Bereich aufzusteigen.
Von dem, der dies mit Erfolg vollbringt, sagt man,
er haben den `Ruach haKodesh´, den `Heiligen Geist´ erlangt,
was der allgemeine hebräische Ausdruck für Erleuchtung ist."
Ich habe irgendwo auf Ihrer Internetseite gelesen,
dass der Weg der Kabbala nichts mit Meditation im üblichen Verständnis zu tun hat.
Wie sind beide Aussagen zu sehen?
Passt das zusammen - warum und wie?
oder passt das nicht zusammen - warum und wie?


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Antwort:

Der weise Rabbi Arjeh Kaplan hat hervorragende Bücher über die Kabbala geschrieben. Sie erbringen jedoch, laut Chaim Ratz, einem Schüler von Rabbi Laitman, nicht den gezielten spirituellen Fortschritt, so wie es die kabbalistischen Texte von Rabbi Ashlag bewirken können, da sie nicht ausschließlich dafür angelegt erscheinen, einen Schüler der Kabbala mit Hilfe einer für die heutige Zeit erarbeiteten, kabbalistischen Methode zu unterrichten. Es sind exzellent recherchierte Sachbücher von großem Weisheitsgrad, die meiner Meinung nach für das Studium der Kabbala hilfreich sind.

In vielen weiteren Büchern über die Kabbala wird Meditation als ein Mittel der Kabbalisten angepriesen, mit dem man das ein oder andere erreichen könne, nur wäre dieses versprochene Ziel so leicht mit ein paar Anweisungen und Übungen zur Meditation zu erreichen, wäre die Welt schon vollständig korrigiert. Es ist wahr, dass die größten Kabbalisten auch der Meditation ähnliche Techniken angewendet haben, (...die Alleinsein praktizieren: hebr. mitbodedim; die,die hitbodedut, "Alleinsein" oder kontemplative Konzentration ausüben), jedoch wurden diese Handlungen nicht aus egoistischen Gründen, zur Selbstheilung, oder Erreichung besonderer Fähigkeiten etc. einfach technisch ausgeübt, sondern weil es für diese Personen von Oben so vorgesehen war, solche Dinge zu tun, um noch altruistischer zu werden. Die Techniken und deren Wirkung wurden diesen Personen von Innen enthüllt. Der normale Mensch erreicht durch Meditation in der Regel nicht mehr als körperliche Effekte wie Beruhigung, Entspannung oder erhöhte Konzentrationsfähigkeit.

Hier ein paar Zeilen zu den Gefahren mystischen Strebens, die in dem berühmten Bericht des Talmud von den vier Rabbis wiedergegeben wurde, die sich in den "Pardes", den göttlichen Garten oder das Paradies, wagten: "Vier betraten den Pardes: Ben Azzai, Ben Zoma, Aher und Rabbi Akiva. Ben Azzai erhaschte einen Blick und starb. Ben Zoma erhaschte einen Blick und wurde verrückt. Aher schnitt die Pflanzen. Rabbi Akiva kam heraus in Frieden."

Ezra von Gerona (13 Jahrhundert) schrieb im Perush haAggadot: "Wenn Du es wagst darüber zu meditieren, wohin sich das Denken nicht ausdehenen kann, wirst Du einer von zwei Folgen entgehen: Entweder wirst du deinen Geist verwirren und deinen Körper zerstören oder aber, indem du das Denken dazu zwingst, das zu erfassen was nicht verstanden werden kann, wird deine Seele aufsteigen, abgetrennt werden und zu ihrer Wurzel zurückkehren."

Studieren Sie auch die Antwort von Chaim Ratz zur Frage der Meditation:
Sefirot und Meditation - http://kabbalah-web.de/forum_gr/gerfor09cr.htm

Peter Staaden