L E K T I O N   2

4 Stufen in der Entwicklung eines erschaffenen Wesens


 

Was wir wissen, basiert auf dem Verständnis, das durch die Kabbalisten erreicht wurde - und was sie dann in der Kabbalistischen Literatur enthüllten. Sie erschienen damit wir verstehen. Sie kamen zu der Erkenntnis, dass die Quelle aller Wirklichkeit eine Höhere Kraft ist, die sie "Seine Essenz" nannten, da sie Ihn Selbst nicht verstehen konnten.

Das Äußerste, was sie zu begreifen hatten, war folgendes: Dass von Seinem Wesentlichen, Seiner Essenz, der Gedanke und die Absicht ausströmte ein erschaffenes Wesen zu kreieren, derart, dass die erschaffenen Wesen daraus Nutzen ziehen, davon begünstigt werden. Diese Absicht nannten sie "den Schöpfungsgedanken" oder das "Höhere Licht". Auf solche Weise das erschaffene Wesen betrachtend, ist das Licht der Schöpfer, weil Sein Wesentliches für die erschaffenen Wesen unergründlich ist. Die Verbindung zwischen Schöpfer und erschaffenem Wesen wird vielmehr durch das Höhere Licht verfügt. So strömt das Höhere Licht vom Wesentlichen der Höheren Kraft aus, denn Er möchte das hervorgebrachte Wesen erschaffen und es fördern, indem Er es mit Freude füllt.

Das heißt, dass der Zweck des Lichtes ist, ein erschaffenes Wesen hervorzubringen, welches das Licht als angenehm erfahren würde. Deshalb nannten die Kabbalisten die erschaffenen Wesen "Gefäße" für das Licht. Das Licht, das vom Wesentlichen ausströmt, um ein erschaffenes Wesen zu kreieren, ist die Phase der "Wurzel", da dies die Quelle aller Existenz ist.
Dieses Licht erschafft auch das Verlangen, den Wunsch es zu genießen, der auch als "Der Wunsch Licht zu empfangen" bezeichnet wird. Die Menge des Genusses hängt nur vom Grad des Willens ab, das Vergnügen empfangen zu wollen. Dieser Vorgang ähnelt unserer Welt, in der eine Person einen leeren Magen haben kann, aber dennoch noch nicht essen kann und will. Deshalb ist der Wunsch das vollständige Gefäß, und ohne den Wunsch gibt es keine nutzbringende Auswirkung. Auch deshalb gibt es in der Spiritualität keinen Zwang, und die Erfüllung geschieht immer entsprechend dem Grad des Verlangens.
Das Licht, welches die Essenz verlässt, erschafft ein Gefäß und füllt es. Das Vergnügen, welches das erschaffene Wesen vom Empfangen des Lichtes empfindet, wird "Das Licht der Weisheit" genannt, und der Wunsch, der durch das Licht erschaffen wird, ist die " Phase 1", die der erste Aspekt des zukünftigen Gefäßes ist. Jedoch ist dieser Wunsch noch nicht unabhängig, da er direkt durch das Licht gebildet wird.

Ein wahres erschaffenes Wesen ist eines, das sich selbst wünscht, vom ganzem Licht zu profitieren, das vom Schöpfer kommt, und damit es das Licht genießen kann, muss das erschaffene Wesen aus sich selbst heraus wünschen, mit Licht gefüllt zu werden. Das heißt, der Wunsch kommt vom Inneren, von sich selbst und nicht vom Schöpfer. Um sich zu wünschen das Licht zu empfangen, muss das erschaffene Wesen rückwirkend wissen, wie groß das Vergnügen und die Freude ist, die dem Licht zugehörig ist. So wird es mit Licht gefüllt werden und danach in eine Situation kommen, ohne Licht zu sein. Dann ist ein wahres Verlangen nach Licht geboren.

Dieses Phänomen können wir auch im täglichen Leben erkennen: Wenn Sie jemandem eine Frucht zum Probieren geben, die er nie zuvor geschmeckt hat, hat dieser Mensch keinen vorher existierenden Wunsch nach dieser Frucht. Sobald er die Frucht jedoch geschmeckt und Vergnügen von ihr erfahren hat, und wir ihm die Frucht nun wegnehmen, fängt diese Person an, sich nach der Frucht und seinem Vergnügen zu sehnen. Dieses starke sich Sehnen ist ein neuer Wunsch, von dem die Person glaubt, dass es sein unabhängiger Wille sei. Es ist folglich unmöglich das Gefäß in einer Aktion zu bilden.

Vielmehr ist es so, damit eines Menschen Willen weiß, wo er nach Vergnügen zu suchen habe und sich dergleichen wünschen könne, muss er den gesamten Entwicklungsprozess durchlaufen. Diese Bedingung ist in der Kabbala als Gesetz eingebracht worden: "Das Ausbreiten des Lichtes innerhalb des Willens zu empfangen [des erschaffenen Wesens], und dessen Weggang aus ihm [dem Willen zu empfangen] heraus, machen das Gefäß für seine Aufgabe würdig, das ganze Licht zu empfangen und davon begünstigt zu werden".

Die Stadien der Entwicklung des Willens werden "Phasen" genannt, da sie neue Aspekte im Willen zu empfangen sind. Auf diese Weise gewährt das Licht, welches das Gefäß füllt, dem erschaffenen Wesen zusammen mit der Freude und dem Vergnügen, auch die Fähigkeit zu "schenken". Während ein Gefäß noch das Licht genießt, fühlt es plötzlich den Wunsch, so wie das Licht zu werden und zu schenken. Der Grund dafür ist, dass der Schöpfer das Licht mit der Fähigkeit durchtränkt hat, den Wunsch des Gefäßes schenken zu können, zu bewilligen.

Sobald das Licht die Phase1 hervorgebracht und sie vollständig gefüllt hat, fängt das erschaffene Wesen an zu empfinden, dass es seinem Schöpfer ähneln möchte. Da dies ein neuer Wunsch ist, wird er "Phase 2" genannt. Diese Phase 2 ist der Wunsch zu schenken und zu geben, und das Vergnügen, welches vom Ähnlichsein mit dem Schöpfer abstammt, wird "Gütiges Licht" genannt. Nun sehen wir, dass die Phase 1 das Entgegengesetzte von der Phase 2 ist: während der Wunsch in Phase 1 das Empfangen ist, ist er in Phase 2 das Geben.

Das Licht in Phase1 ist das "Or Chochma", "Das Licht der Weisheit" und das Licht in Phase 2 ist das "Or Chassadim", "Das Licht der Güte". Wenn der Wunsch zu empfangen, in Phase 1 anfängt, vom Licht zu profitieren, welches ihn füllt, spürt er sofort, dass das Licht der Geber und er der Empfänger ist, und er möchte deshalb sogleich wie das Licht selbst sein: in dem er nicht wünscht zu empfangen, sondern in dem er wünscht zu geben. Folglich verschwindet der Wunsch zu empfangen in ihr (Phase2) , und sie bleibt leer des Lichtes der Weisheit, denn ein Vergnügen wird nicht ohne den Wunsch danach empfunden.

Der Wunsch zu empfangen kann trotzdem nicht ohne das Licht der Weisheit verbleiben, weil dies sein Licht des Lebens ist. Deshalb ist er gezwungen, ein wenig Licht der Weisheit zu empfangen. Dieser neue Wille, Phase 3, enthält eigentlich zwei Wünsche:
1) der Wunsch, dem Licht zu ähneln, 2) der Wunsch, etwas von dem Licht der Weisheit zu empfangen.

So erfasst sie (Phase 3) zwei Arten von Licht: Das Licht der Güte, mit dem Wunsch zu schenken und das Licht der Weisheit, mit dem Wunsch zu empfangen. Wenn die Phase 3 wahrnimmt, dass von den zwei Lichtern die sie füllen, das Licht der Weisheit ihr natürliches Lebens-Licht ist, dann empfängt sie aufgrund der unabhängigen Entscheidung die Weisheit in vollem Umfang.

Wir sehen, dass das Licht, das von der Essenz, dem Wesentlichen des Schöpfers ausströmt, ein Gefäß in 4 Schritten hervorbringt. Somit ist der abschließende Wunsch oder Wille, Phase 4 genannt, das einzige erschaffene Wesen. Alle vorhergehenden Stadien sind nur Stufen seiner Entwicklung.
In Wahrheit ist die ganze Schöpfung nur die Phase 4: Alles, das existiert, ausgenommen dem Schöpfer gehört zur Phase 4. Die Phasen 0 - 4 werden jeweils auch: Wurzel-Phase, Alef, Bet, Gimel und Dalet genannt. Die Phase 4 wird als "Königreich" bezeichnet, denn innerhalb von ihr regiert der Wunsch zu empfangen.

 

Abbildung der 4 Phasen:

 

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In den kommenden Lektionen werden wir lernen, wie sich diese vierte Phase in viele Teile unterteilt: Sefirot, Parzufim, Welten, Unsere Welt, Unbelebtes, Pflanzen, Tiere, Sprache. Der Unterschied zwischen diesen Unterteilungen liegt nur im Grad des Willens zu empfangen. Die Phase 4, sobald sie vollständig mit dem Licht der Weisheit gefüllt ist, wird "Die Welt Ohne Ende" (Olam Ein-Sof) genannt, da ihr Wille keine Begrenzung für die Aufnahme des Lichtes setzt.

Die Phase 4 möchte das ganze Licht empfangen, welches vor ihr da war, und folglich enthält sie 5 Aspekte des Wunsches zu empfangen: Die Wünsche nach Lichtern, welche die vorhergehenden Phasen füllten, und den Wunsch nach Seinem eigenen Licht.

 

Abbildung der 4. Phase mit 5 Phasen innerhalb von Malchut ("Königreich"):

 

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Licht strömt vom Schöpfer aus, ein erschaffenes Wesen wird in 4 Stufen geschaffen. Die Essenz, das Wesentliche des erschaffenen Wesens ist einfach der Wunsch, Freude zu empfangen, was tatsächlich die Empfindung des Lichtes innerhalb des Wunsches ist. Licht kommt über 4 Stufen vom Schöpfer (Wurzel-Phase) zu dem erschaffenen Wesen (Phase 4). Die Phase 4 selbst teilt sich in 4 Teile, die Licht von den vorhergehenden Phasen empfangen. Ist die Phase 4 einmal mit dem Licht der Weisheit gefüllt, wird sie "Die Welt Ohne Ende" genannt.

 

 

ÜBERSICHT

 

Übersetzung von Peter Staaden